!MARCS young electronic magazine
AUSGABE: Oktober 2003


Rubrik: JAM

REPORTAGE: Als Frau in dem Metier - Joana live in Speyer

Seit 35 Jahren tritt Joana nun auf mit ihren Liedern, Chansons und Volksliedern. Einen Querschnitt aus ihrem Schaffen spielte sie bei ihrem Auftritt in Speyer. Vor dem Konzert haben wir noch ein Interview geführt, das ihr hier anhören könnt.


Etwas verwirrend war die Ankündigung des Konzerts. Joana trat im Rahmen des Gitarrensommers 2003 auf. Musikalisch begleitet von Adax Dörsam an der Gitarre, Ukulele oder Bouzouki. Da ich mich weniger für den Gitarrensommer interessierte, habe ich das Plakat nur zur Kenntnis genommen. Joana hätte ich unter diesem Label nie vermutet. Den Hinweis auf das Konzert fand ich im regionalen Stadtmagazin Meier.

Bevor ich zum Konzert selbst komme, zunächst das Interview, das ich einige Tage vor dem Konzert mit Joana am Telefon geführt habe:

Interview mit Joana (ca. 1,4 MB)

Das Konzert fand im Alten Stadtsaal in Speyer statt. Dieser wurde vor kurzem renoviert und es roch noch etwas nach Farbe. Wegen der Ankündigung im Rahmen des Gitarrensommers eröffnete Adax Dörsam mit einem gleichnamigen Stück das Konzert. Danach kam Joana auch auf die Bühne und sie spielten zum Einstieg "Als Frau in dem Metier". Danach spielte sie einen Querschnitt aus ihrem Programm. Auch der Teil in Mannheimer Dialekt durfte nicht fehlen ("Moi Schbrooch, ihr Leit", "De Froschkänisch"). Zu einigen Liedern hatte sie noch eine Geschichte parat, die sie vor dem Lied erzählte.

Mal waren ihre Lieder nachdenklicher, mal waren sie heiter, Joana deckt eine große Spannweite ab. Auch sprachlich war sie sehr viellfältig, sie trug Lieder in sieben Sprachen vor, darunter ein finnisches Liebeslied ("Sinulle laulan"), das ihr ein Studienkollege beigebracht hatte und ein kolumbianisches Tanzlied ("Cumbiambiam") sowie ein arabisches Lied, in das ein Lied von Walther von der Vogelweide übergeht ("unter der linden/Teelet ya"). Zu den beiden letzten hatte sie jeweils eine Geschichte erzählt. "Cumbiambiam" spielten sie und ihre Musiker, um in positive Stimmung zu kommen. Sie waren kurz vor dem Konzert als Terroristen verhaftet worden. Obwohl erkennbar war, dass sie keine sind, dauerte es, bis sich der Irrtum aufgeklärt hatte. "unter der linden/Teelet ya" hatte sie ursprünglich für ein Konzert in Kuwait aufgenommen, es verschaffte ihr aber auch ein Visum nach Algerien. Da sie keines hatte, wollte sie der Grenzbeamte nicht einreisen lassen. Erst das arabische Lied machte den Beamten zugänglich.

Augenzwinkernd besang sie Themen aus der weiblichen Sicht, so z.B. den Seitensprung einer Ehefrau, während ihr Mann auf einem Bakteriologenkongress ist. Die kaberettistsiche Ader von Joana kam auch bei "De Froschkänisch" zum tragen, wo sie aktuelle Ereignisse aus der Welt des Hochadels mit in den Text einarbaeitete oder bei ihrem alten Lied "Reimen muss es sich auch". Hier hatte sie für heiteres Lachen gesorgt. Auch ruhigere Momente durften nicht im Programm fehlen ("Eine Sekunde der Ewigkeit", "Abschied von Marlene").

Zusammenfassend lässt sich sagen. Es war ein lohnenswertes Konzert für die Freunde handgemachter Musik. Joana und Adax Dörsam hatten es problemlos geschafft, Stimmung ins Publikum zu bringen. Ich hatte ja anfangs die Befürchtung, dass es mehr so ein elitäres "Kulturpublikum" ist, das ehrfürchtig drin sitzt und der Musik lauscht. Aber die Leute machten mit und waren keineswegs so steif. Vom Alter war es eher so wie es Joana im Interview schon geschildert hatte. Ich machte nur wenige Jüngere aus, zwei junge Männer waren wohl um 20.

Für diejenigen, die sich noch ein akustisches Bild von Joana machen wollen, hier ein Lied:

Als Frau in dem Metier

Joana hat auch eine Internetseite: www.joana.de

Autor: mohan
Erstellt am: 2003-09-28