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AUSGABE: April 2002

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Rubrik: JAM

REPORTAGE: Warnblinkanlage und vier Mischpulte - Hans Söllner live

Der "boarischa Krautmo" Hans Söllner weilte mal wieder in heimischen Gefilden und gab am 19. März ein Konzert in Heidelberg. Was wir da soll alles erlebten könnt ihr hier nachlesen.


Bei einem Söllner Konzert stellt sich zunächst immer die Frage, wie ist er drauf? Denn es kann schon vorkommen, dass Hans Söllner einen großen Teil seiner Auftritte nur am Reden ist. Wir hatten Glück, in Heidelberg spielte er sehr viele Lieder, alte und neue.

Bevor ich jetzt weiterschreibe vielleicht einige Erklärungen. Hinter dem wir verbirgt sich außer mir noch Spilo. Was aber soll der doch etwas seltsame Titel? Mit der Warnblinkanlage hat es folgendes auf sich, Hans Söllner wurde nach einem 18 Monate dauernden Verfahren wegen Missbrauchs der Warnblinkanlage verurteilt. Im Verlauf des Konzerts rief er die Besucher auf, nach dem Auftritt alle mit eingeschalteter Warnblinkanalage heimzufahren, um die Polizei zu beschäftigen. Mit den Mischpulten hat es folgendes auf sich, Hans Söllner brauchte für eine Gitarre und ein Gesangsmikro vier Mischpulte. Ein bißchen viel Technik, wie mir erschien. Vielleicht war der doch recht teure Eintritt von 20,- € (!) nicht nur zur Deckung der aktuellen Gerichtskosten, sondern auch für die Anschaffung von Mischpulten gedacht.

Doch zurück zum Konzert. Es war ein sehr gelungener Auftritt mit viel Musik. Hans Söllner wetterte wie immer gegen die Polizei und verschiedene CSU Politiker. Das Motto der Tour hieß entsprechend "Stoppt Stoiber". In den Liedern beschäftigte er sich mit politischem ("Der Huaba", "Hey Staat"), gesellschaftlichem ("Die Jenny hot an Job kriagt", "Er war aus Landshut"), persönlichem ("Für meine Buam", "Josefine") und seiner Lieblingspflanze, dem Hanf ("Edeltraut", "Mei Vadda").

Apropos Rauchwaren, obwohl an der Kasse ein Schild angebracht war, auf dem das Rauchen von Marihuana und ähnlichem untersagt war, steckten sich einige Leute im Verlauf des Konzerts öfters mal einen Joint an. Da lag so ein typischer Marihuanageruch in der Luft. Offenbar gehört für einen Teil der Söllner Fans der Marihuanakonsum genauso zum Leben. Vielleicht ist es auch nur cool, eine Tüte zu qualmen. Das Publikum war überhaupt sehr gemischt. Da waren Studenten, Rastas, Kids, Althippies und Zivilpolizisten vertreten.

Fazit des Abends. Es war wie immer ein lohnenswerter Auftritt von Hans Söllner, der Mann ist einfach gut. Ach ja, seine Texte liest er übrigens aus einem mitgebrachten Ordner ab, damit er später wohl den anwesenden Zivilpolizisten schriftlich beweisen kann, was er gesungen hat, sollte irgendein Text Grund zu einer Anklage liefern. Trotz des recht hohen Eintrittspreises hat sich das ganze doch gelohnt. Ich kann jedem, der auf Musik mit kritischen Texten steht empfehlen, geht hin. Er ist bestimmt nicht immer so teuer.

Hörprobe: Hey Staat

Autor: mohan
Erstellt am: 2002-03-21



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