Elisabeth von Österreich, die meisten kennen sie nur als die verkitschte Legende der bildschönen Bayernprinzessin, die zufällig Kaiserin wurde und die Herzen des österreichischen und des ungarischen Volkes im Sturm eroberte. Dieser Mythos hat sie zwar bis heute lebendig gehalten, aber er spiegelt wenig von dem wirklichen Leben dieser Kaiserin wider.
Heute sieht man in Elisabeth
eine Vorkämpferin, die in unermüdlicher Anstrengung versuchte sich
selbst zu verwirklichen. Eine bizarre, intelligente Persönlichkeit, zugleich
Dichterin und Philosphin, die zeitlebens von einem Schönheitsideal besessen
war, das sie in Bulimie und später in die Magersucht trieb.
Am 24.12.1837 wurde Elisabeth in München, als drittes Kind des Herzogs
Max und seiner Frau Ludovika, geboren.
Die junge Sisi wuchs als Naturkind, das gut reiten, schwimmen, bergsteigen und
angeln konnte, mit ihren sieben temperamentvollen Geschwistern, frei von höfischem
Zwang, in Possenhofen auf. Die ganze Familie hielt nicht viel von Zeremoniell,
deshalb spielte Sisi mit Bauernkindern und verfügte nur über eine
geringe Bildung und dürftige Umgangsformen. Das erschwerte ihr späteres
Leben, denn am 18.8.1853 verlobte sie sich mit dem sieben Jahre älteren
Kaiser Franz, an dessen Geburtstag in Ischl.
Die Hochzeit fand am 24.4.1854 in der Augustinerkirche in Wien statt.
Von diesem Moment an begann Sisis unglückliches Leben. Das gerade mal sechzehn
Jahre alte Mädchen haßte das ständige Anprobieren immer neuer
Kleider und begann sich vor dem Leben in der Wiener Hofburg zu fürchten,
da sie es nicht gewohnt war, von morgens bis abends in einem streng ausgearbeiteten
Programm zu stecken.
Sie war zwar von dem Erfolg und der großen Beachtung, die man ihr schenkte
geschmeichelt, wurde dabei aber immer stiller und melancholischer. Obwohl sie
Franz Joseph sehr liebte und auch er schrieb: "Alle Tage liebe ich Sisi
mehr und immer überzeuge ich mich mehr, dass keine für mich besser
passen kann als sie", zeigte sie immer mehr Furcht vor der Zukunft.( "Wenn
er nur ein Schneider wäre.")
Mehr und mehr weinte sie ihrer Heimat und ihrer verlorenen Freiheit nach. Vierzehn
Tage nach der Hochzeit schrieb sie:
Oh, daß ich nie den Pfad verlassen,
Der mich zur Freiheit hätt´geführt.
Oh, daß ich auf der bereiten Straßen
Der Eitelkeit mich nie verirrt!
Ich bin erwacht in einem Kerker,
Und Fesseln sind an meiner Hand.
Und meine Sehnsucht immer stärker -
Und Freiheit! Du, mir abgewandt!
Sisi fing an, sich an die Regeln des Hofes zu halten, erkannte aber nie die
Berechtigung einer derart strengen Etikette an. Immer öfter kam es zu Konflikten
mit der "heimlichen Kaiserin" Erzherzogin Sophie, wie Sisi meinte
um Kleinigkeiten, was sie aber um so mehr verletzte. Die vielen Empfänge
und Reisen mit Franz Joseph belasteten sie zusehends mehr, vorallem in Anbetracht
der Beschwerden der ersten Schwangerschaft, die sich inzwischen eingestellt
hatte, und Sisis immer labilerem Gesundheitszustand seit sie in Wien lebte.
Am 5.3.1855 wurde Erzherzogin Sophie geboren, die 1857 starb. Schon ein Jahr
nach Sophies Geburt kam am 15.7.1856 Erzherzogin Gisela zur Welt. Am 21.8.1858,
ein Jahr nach Sophies Tod, wurde Kronprinz Rudolf geboren.
Drei Schwangerschaften in vier Jahren und der Tod der nur zwei Jahre alten Sophie
stürzten Sisi in Trauer und Verzweiflung. Sie schottete sich von allen
ab, nahm keine Nahrung mehr zu sich und weinte tagelang. Das Verhältnis
zur Schwiegermutter wurde eisig und niemand wagte es, ihr offene Vorwürfe
zu machen.
Was letztlich zu der Wandlung der Kaiserin führte, war ständige Kritik.
Stets war von ihren mangelnden Fertigkeiten die Rede, dass sie nicht genug tanze
und nicht gut genug gekleidet war. Über ihr Land wußte sie kaum etwas
und versagte auch auf Grund ihrer schlechten Erziehung beim Adel, der sie scharf
kritisierte. Nie ging es bei diesen Rügen um intellektuelle oder soziale
Fähigkeiten, denn Bücher und Bildung gehörten nicht zur höfischen
Welt.
Obwohl ihre Stellung am Hof sehr unbedeutend war, stieg ihre Beliebtheit bei
der Bevölkerung, denn durch die Hochzeit war der Kaiser großmütig
gestimmt und es gab Liberalisierungen, Amnestierung politischer Gefangener,
das Militärstrafgesetz wurde gelockert und all das wurde Sisis Einfluß
auf den jungen Kaiser zugesprochen. So wurde die neue Kaiserin eine politische
Hoffnung für diejenigen, die sich unter dem neoabsolutistischen Regime
nicht wohlfühlten.
Auch Sisis Auftreten im Familienkreis änderte sich dahingehend, dass sie
weniger demütig und still war. Sie wurde sich ihrer hohen Stellung endlich
bewußt, und begann gegen ihre Schwiegermutter zu opponieren. Zwischen
Sisi und Erzherzogin Sophie brach ein Streit um die Kinderkammer, die sich bei
Sophies Gemächern befand, aus. Sisi beeinflusste Franz bis er nachgab und
setzte sich damit zum ersten Mal durch: die Kinder kamen in ihre Nähe.
Inzwischen lehnte Sisi die höfische Denkweise derart scharf ab, dass sie
die Hochzeit ihres Bruders Ludwig, mit der bürgerlichen Schausppielerin
Henriette Mendel begrüßte, und mit der, in aristokaratischen Kreisen
mißachteten, Schwägerin eine fast schwesterliches Verhältnis
aufbaute.
Während Franz Joseph im Krieg gegen Italien und Frankreich war, verschlechterte
sich der Gesundheitszustand der Kaiserin erneut. Sie machte wieder Hungerkuren,
ritt jeden Tag stundenlang, war in sich gekehrt und flüchtete vor Familientees
und -diners, die Erzherzogin Sophie gab. Die Zahl derer, die sie kritisierten
und tadelten wuchs zusehends. Der Tratsch verbreitete sich soweit, dass sogar
Königin Viktoria von England von der schockierenden Tatsache hörte,
dass die junge Kaiserin rauche. Franz Joseph bat sie immer wieder sich zu benehmen,
stieß dabei aber auf wenig fruchtbaren Boden.
Der Krieg in Italien schien für Österreich immer mehr verloren und
deshalb musste Sisi sich mit diesem Thema beschäftigen. Sie informierte
sich ausführlich in Zeitungen und geriet immer stärker in eine oppositionelle
Haltung gegen das aristokratische und militärische, rein absolutistische
Regime. Deshalb stellte sie sich immer mehr auf die Seite des Volkes und der
Zeitungen, was die politische Komponente im Kampf zwischen Schwiegermutter und
Schwiegertochter bildete.
Sisi verlor, durch die schlechte politische Lage nach dem verlorenen Krieg,
die Streitigkeiten mit Sophie und den Liebschaften von Franz Joseph, auf Grund
der privaten Krise des Kaiserpaares, immer mehr die Selbstbeherrschung. Wegen
ihrer konträren politischen Vorstellungen wurde sie nie gefragt und immer
wie ein Kind beiseite gedrängt. Deshalb begann sie ihre Umwelt zu provozieren.
Sie organisierte ständig Bälle und wurde geradezu vergnügungssüchtig.
Doch auch für diese Trotzhaltung hatte niemand Verständnis.
Diese Eskapaden zogen wieder Krankheiten nach sich. Vom ersten Tag ihrer Ehe
an, kränkelte sie ständig, litt durch die Nahrungsverweigerung an
Erschöpfungen und Bleichsucht, auch an Husten, der sich im Winter 1860
so sehr verstärkte, dass die Diagnose Lungenkrankheit lautete. Niemand
glaubte so recht an diese Krankheit und der Klatsch am Hof blühte, vorallem
aber wegen der anhaltenden Ehekrise des Kaiserpaares, von der jeder wußte,
und bei der Franz alle auf seiner Seite hatte.
Nun folgten sehr lange Aufenthalte der Kaiserin im Ausland, die ihre Gesundheit,
aber auch ihren Gemütszustand durch die Entfernung zu Franz und der Wiener
Hofburg verbessern sollten.
Zuerst hielt sie sich sechs Monate in Madeira auf, wo sie ziemlich einsam in
einer gemieteten Villa am Meer lebte und in stiller Existenz ein ruhiges Leben
führte. Sie sehnte sich zwar nach Franz und den Kindern, doch fürchtete
sie sich gleichzeitig vor ihrer Rückkehr nach Wien. Bereits vier Tage nach
ihrer Ankunft in Wien wurden ihre Anfälle wieder schlimmer und einen Monat
später stellte der Hofarzt eine galoppierende Schwindsucht fest. Erneut
mußte Sisi zur Heilung in das südliche Klima reisen und verbrachte
ungefähr ein Jahr in Korfu und Venedig.
Dort erging es ihr ähnlich wie in Madeira, sie langweilte sich viel und
sehnte sich nach den Kindern. Nach diesem Jahr reiste sie, ohne Halt in Wien
zu machen, zur Kur nach Bad Kissingen weiter, da sie immer noch schwer krank
war.
Durch die ständigen Aufregungen um Elisabeths Gesundheit und die vielen
weiten Reisen, war die Bevölkerung verunsichert. Das schlug sich, trotz
Zensur, sogar in der Zeitungen nieder, die sie fast verspotteten. Franz war
besorgt, ob diese Artikel Sisis Wohlbefinden beeinflussen könnten, aber
sie kümmerte sich kaum darum. Obwohl sie unter den Behandlungen schnell
gesundete, traute sie sich auch nach dem Aufenthalt in Bad Kissingen nicht nach
Wien zurück, sondern flüchtete nach Possenhofen.
In dieser fast zweijährigen Trennung von ihrem Mann und dem Wiener Hof
veränderte sich Sisi sehr. Sie war sehr selbstbewußt und energisch
geworden und setzte ihre Interessen nun tatkräftig durch. Franz Joseph
war sehr geduldig und in ständiger Angst, dass irgendwelche Mißstimmungen
Sisi erneut weg von Wien brächten und somit dem Ansehen seines Hauses weiter
geschadet werden würde.
Obwohl Sisi nicht soviel Einfluß auf Franz hatte, setzte sie sich für
eine andere Erziehung ihres Sohnes ein. Rudolf war ein geistig frühreifer,
übersensibler, kränklicher Junge, der dem militärischen Drill
auf Anordnung des Kaisers, der einen guten Soldaten aus ihm machen sollte, nicht
gewachsen war. Ständig war er krank (man befürchtete sogar seinen
Tod) und litt unter den fast sadistischen Erziehungsmethoden des Grafen Leopold
Gondrecourt. Elisabeth setzte sich nun sehr aktiv, gegen Erzherzogin Sophie
und Franz, für die Erlösung ihres Sohnes aus diesem Martyrium, ein.
Es liegt ein schriftliches Dokument vor, in dem sie die uneingeschränkte
Vollmacht in allem, was die Kinder betrifft, von Umgebungsort bis Erziehung,
fordert.
Dieses Dokument wir heute als Elisabeths Unabhängigkeitserklärung
gesehen, da so eine Forderung für die damalige Zeit absolut anormal war.
Nun, nach elf Jahren, ging Elisabeth endlich in die Opposition und floh nicht
mehr in Reisen und Krankheiten; statt dessen wurde sie energisch und das mit Erfolg.
Elisabeth, deren Schönheit nun auf dem Höhepunkt angelangt war, war
nun die Stärkere, denn ohne Rücksicht auf das Ansehen der Dynastie
oder des Staates, stellte sie das Private in den Vordergrund und erpresste Franz
Joseph mit einer erneuten Flucht aus Wien, weil sie wußte, er würde
nachgeben. Franz Josephs Schwäche war allgemein bekannt, was erneut zu
Tratschereien führte.
Die Tatsache, daß Elisabeth eine immer frappanter und ungewöhnlicher
werdende Schönheit besaß, die sie zu einer Weltberühmtheit machte,
war der Grund ihres plötzlich so starken Selbstbewußtseins.
Doch diese Schönheit forderte auch einen hohen Preis. Sie betrieb einen Schönheitskult, der nicht als normal bezeichnet werden kann. Sie trug Haare
bis zur Hüfte, die ihr ganzer Stolz waren und im Laufe der Jahre sogar
bis zu den Fersen reichten. Ihre Figur erhielt sie durch Nulldiäten, stundenlanges
Reiten und Gymnastik.
In jedem ihrer Schlößer ließ sie Turnräume einrichten,
was sehr viel Aufsehen erregte. Doch sie setzte sich über das Gerede hinweg,
behielt ihre Turnstunden bei, was geradezu skandalös war.
Auch im modischen Bereich ging sie eigene Wege: oft trug sie Kleider, die nicht
der Mode entsprachen, die ovale, schulterfreie Dekoltées hatten, was
zu der Zeit verpönt war. Sie färbte ihre eigentlich dunkelblonden
Haare kastanienbraun und hatte sogar einen Anker auf die Schulter tätowiert,
der als Symbol für ihre Liebe zur Freiheit stand. Dieser Schönheitskult
erntete bei der Hofgesellschaft wie immer nichts als Spott. Doch Elisabeth wurde
immer selbstbewußter. Sie nahm regelmäßige Aufenthalte in Possenhofen
in Anspruch, kümerte sich nicht um die Tratschereien deswegen und gab offen
zu, daß ihr das turbulente Familienleben besser gefiel, als das kalte
und langweilige Hofleben in Wien.
Zehn Monate nach der Krönung in Ungarn kam am 22.04.1868 Elisabeth viertes
Kind Marie Valerie zur Welt. Der Wiener Tratsch wollte niemand anderen als Gyula
Andrássy, der ein Verehrer und enger Vertrauter der ungarischen Königin
war, als Vater anerkennen. Diese Gerüchte kamen auch Sisi zu Ohren und
verstärkten ihren Hass auf den Wiener Hof.
Elisabeth entwickelt eine immer bizarrer werdende Persönlichkeit. Sie bekam
eine Vorliebe für Absonderlichkeiten aller Art. Sie hatte z.B. ein auffallendes
Interesse für Geisteskrankheiten und deren Heilung. Zum Namenstag wünschte
sie sich ein "vollständig eingerichtetes Narrenhaus". Franz Joseph
kam diesem Wunsch natürlich nicht nach, aber Elisabeths Interesse für
"Narrenhäuser" wurde als eine weitere ihrer Skurrilitäten
aufgefasst und reichlich bespöttelt.
In Gögöllö hatte sie eine andere "verrückte" Laune
- Sie ritt in Hosen. Sie sorgte für Gerächte, in dem sie Zirkusleute
und Zigeuner auf ihr Schloss einlud und sich zunehmend für Kuriositäten
und Abnormitäten aller Art interessierte. Eine neue Exzentrität: Rustimo,
ein verkrüppelter Mohr wurde Mode. Er wurde der Spielgefährte ihrer
Lieblingstochter Marie Valerie, der sie auch auf Spaziergängen und Ausfahrten
begleiten durfte.
Elisabeth amüsierte sich über die prompte Wirkung ihrer Provokation.
1880, ein Jahr nach der Silberhochzeit, reiste sie zum 2. Mal nach Irland,
um an der Reitsaison teilzunehmen. Die Triumphe auf den Parforcejagden waren
Selbstbestätigung für die 42jährige, die hier als Sportlerin
brillierte und zugleich Freiheit von den höfischen Zwängen erlebte.
Trotz ihres Auserwähltheitsgefühl und der kaiserlichen Stellung verlor
Elisabeth nie ihre Sensucht, das Leben "gewöhnlicher" Menschen
kennenzulernen. Sie wollte erleben, was der Rest des kaiserlichen Hofes nicht
erlebte und ging deshalb zu einem Maskenball. Sie flirtete den ganzen Abend
mit Friedrich Pacher, der, durch seltsame Fragen ihrerseits, sie zwar hinter
der Maske vermutete, aber nichts sagte. Als Gabriele schrieb sie ihm nach diesem
Abend noch drei Briefe aus London, in denen sie das Spiel weiterspielte. Sie
fantasierte noch lange über diese Begegnung. Durch die viele Langeweile
bei Hof artete alles, was sie erlebte, in beschönte Fantasien und Träume
aus, die die rauhe Wirklichkeit verdeckten und für die die Hofgesellschaft
kein Verständnis hatte.
Im Laufe der Jahre wurden ihr auch Affären mit Gyula Andrássy,
Niky Esterházy und Bay Middleton unterstellt, die aber wahrscheinlich
nie wirklich stattfanden.
Je älter und menschenscheuer sie wurde, desto mehr spann sie sich in Phantasien
und ihre Märchenwelt ein. Sie dichtete über all ihre Verehrer, sah
sich selbst als Feenkönigin Titania, die Einsame, die nie Erfüllung
in der Liebe fand. In all ihren Gedichten ist Heinrich Heines Einfluß
auf sie deutlich spürbar.
Sie lebte, nachdem sie abrupt aufgehört hatte zu reiten, völlig zurückgezogen,
fern von Wien und suchte die Einsamkeit und die Natur. Männern trauerte
sie nicht nach.
Je mehr sich Elisabeths Hang zur Weltflucht und ihrer Menschenscheu verstärkten,
desto mehr schloss sie sich ihrem Vetter Ludwig II von Bayern an. Beide gaben
sich eher unkonventionell und reizten ihre ängstlich-zeremoniösen
Umgebung mit derart ungewöhnlichen Aussprüchen, dass sie als absonderlich
galten. Außerdem waren beide sehr bildungseifrig und belesen, vor allem
was die klassische Literatur anging, waren Anhänger der Philosophie Shopenhauers
und Antimilitaristen. Auf Ludwigs Tot reagierte sie mit so viel Verzweiflung,
dass jeder sich um ihren Seelenzustand sorgte, sie sogar fast für wahnsinnig
gehalten wurde. Sie entwickelte immer mehr eine spiritistische Neigung, nahm
sogar Kontakt mit Ludwig auf und war davon überzeugt, das der Tote ihr
erschien und zu ihr sprach.
Drei Jahre nach dem Tod Ludwigs II beging am 31.01.1889 Kronprinz Rudolf Selbstmord.
Bereits drei Monate nach seinem Tod ging durch alle europäischen Zeitungen
die Nachricht, dass bei der österreichischen Kaiserin der Wahnsinn ausgebrochen
sei. Die unglückliche, menschenscheue Kaiserin, die öffentliches Auftreten
immer mehr scheute und ihren Extravaganzen immer wieder freien Lauf ließ
ähnelte dem jungen Bayernkönig so sehr, dass die Katastrophe bereits
absehbar war. Irrsinn, oder nicht, jedenfalls litt sie an Hoffnungslosigkeit,
Halluzinationen und Depressionen und wurde von Selbsmordgedanken getrieben, eindeutig
also an einem starken Nervenleiden.
Am 10.09.1889 wurde die Kaiserin Opfer eines 25 jährigen Arnachisten, der
sie auf offener Straße erstach.
Abschließend kann man sagen, daß Elisabeth von Österreich wirklich
eine emanzipierte Frau war. Heute hat sie den Status einer selbstbewussten jungen
Frau, die trotz der Vorherrschaft ihrer Schwiegermutter, dem strengen, unerbittlichen
Hofzeremoniell und ihren psychischen Problemen bestand. Sie wurde kritisiert
und verspottet und wollte gerade deswegen mit ihrem unkonventionellen Stil provozieren.
Sie war sehr bizarr, trotzdem sehr intelligent, liberal und demokratisch gesinnt,
was fast revolutionär war, immerhin lebte sie in einer Monarchie. Sie war
eine Mischung aus vornehm und derb, aber insgesamt durchaus modern. Sie setzte
ihre Ziele mit ihren Mitteln durch, suchte stets die Volksnähe und wurde
zum Idol für Ungarn, weil sie ihm zu seinem Weg zur Selbstbestimmung half.
Auf Gemälden wirkt Sie arrogant, doch sind durchaus auch Schmerz und Verachtung
in ihrem Gesicht zu erkennen. Zu Franz Josef baute sie nie wirklich eine Beziehung
auf, trotzdem haben sich die beiden am Anfang sehr geliebt.
Sie war eine interessante Persönlichkeit, die leider vielen nur als "schönste
Frau ihrer Zeit" bekannt ist. Elisabeth gilt als "Vorkämpferin,
die ihre Weiblichkeit behalten hat", die stets versucht hat, sich zu emanzipieren
und sich selbst zu verwirklichen.
Die Informationen stammen aus folgenden Biografien:
Elisabeth von Österreich, Tragik einer Unpolitischen von E.C.Conte Corti
Elisabeth, Kaiserin wider Willen von Brigitte Hamann
"...von dem müden Haupte nehm´die Krone ich herab" von J. Cachée und G. Praschl-Bichler