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REPORTAGE: SOMEWHERE OVER THE RAINBOW |
mohan: 2004-07-18 |
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XXL-Version
Noch immer sterben jedes Jahr zahlreiche Menschen an Aids. In der traditionellen Schweigeminute gedachten die Teilnehmer des CSD Frankfurt den an Aids Verstorbenen. Auf einmal herrschte Stille inmitten des Partytreibens.
Auf einmal war es still auf der Konstablerwache. Wo eben noch schwungvolle Partymusik lief, wo die CSD Party gefeiert wurde, herrschte jetzt Ruhe. Alle schauten zum strahlend blauen Himmel, zu dem schwarze Luftballons emporstiegen. Jeder Luftballon stand für einen an Aids Verstorbenen. Deren Freunde und Bekannten hatten die Namen der Aidstoten auf die Luftballons geschrieben. Nun wurden sie in den Himmel entlassen, ganz so als wollten sie zu den Seelen der Toten gelangen. Auf der Bühne trug Jo van Nelsen sein Gedicht "Eine Art Verlust" vor. Danach herrschte eine Minute Schweigen, die Schwulen, Lesben und die übrigen Anwsenden gedachten den Verstorbenen.
Unterbrochen wurde die Stille durch das Saxophonspiel von Chris Vogt. Er spielte passend zu den Ballons, die über der Regenbogenfahne, dem Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung, dem Himmel emporstrebten, "Somewhere over the rainbow" aus dem Musical Wizard of Oz von 1939. Damals sang Judy Garland das Lied, jüngere Menschen dürften eher die Technoversion von Marusha kennen. Chris Vogt trug das Lied in einer getragenen Version vor. Sie war bestens dazu geeignet, eine Gänsehaut zu erzeugen.Während er spielte, schauten viele entweder in Richtung Bühne oder den aufsteigenden Ballons nach. Es war ein nachdenklicher Moment, der aber auch wieder klar vor Augen führte, AIDS ist noch immer ein Problem, auch wenn in der Presse wenig darüber zu lesen ist. Aufklärung ist immer noch nötig und zwar nicht nur bei Schwulen oder Lesben. Vor diesem Hintergrund erscheint es mir unverständlich, dass allerorts die Unterstützung für AIDS-Hilfeprojekte gekürzt werden.
Eine Art Verlust
Gemeinsam benutzt: Jahreszeiten, Bücher und eine Musik.
Die Schlüssel, die Teeschalen, den Brotkorb, Leintücher und ein Bett.
Eine Aussteuer von Worten, von Gesten, mitgebracht, verwendet, verbraucht.
Eine Hausordnung beachtet. Gesagt. Getan. Und immer die Hand gereicht.
In Winter, in ein Wiener Septett und in Sommer habe ich mich verliebt.
In Landkarten, in ein Bergnest, in einen Strand und in ein Bett.
Einen Kult getrieben mit Daten, Versprechen für unkündbar erklärt,
angehimmelt ein Etwas und fromm gewesen vor einem Nichts,
(- der gefalteten Zeitung, der kalten Asche, dem Zettel mit einer Notiz)
furchtlos in der Religion, denn die Kirche war dieses Bett.
Aus dem Seeblick hervor ging meine unerschöpfliche Malerei.
Von dem Balkon herab waren die Völker, meine Nachbarn, zu grüßen.
Am Kaminfeuer, in der Sicherheit, hatte mein Haar seine äußerste Farbe.
Das Klingeln an der Tür war der Alarm für meine Freude.
Nicht dich habe ich verloren,
sondern die Welt.
Jo van Nelsen
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