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SATIRE: AUS DEM ERFAHRUNGSSCHATZ EINES GRAFIKDESIGNERS |
mohan: 2002-10-19 |
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XXL-Version
Kunden sind bekanntermaßen schwierig, nie sind sie zufrieden. Wie ein Grafikdesigner damit umgeht, um an den heißbegehrten Auftrag zu kommen, könnt ihr hier nachlesen.
Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass der Job des Grafikers eigentlich der Job eines Psychologen ist. Besonders im Umgang mit seinen Kunden muss der Grafiker tief in die Trick-Kiste greifen, um unnötige Produktionskosten zu vermeiden.
Dazu gehört auch die gezielte unterschwellige Führung des Kunden durch Designvorschläge und Bildmaterial, die den Arbeitsprozess extrem erleichtern.
Im Folgenden zeigen wir Beispiele aus der Praxis und geben Tips im Umgang mit dem potentiellen Auftraggeber:
1. Richtig scannen:
Dieser Scan ist für eine Erstvorlage beim Kunden durchwegs ungeeignet: Er ist scharf, gut aufgelöst und farbrichtig. Der Kunde ist diese Qualität nicht gewohnt und wird irritiert zu der Entscheidung neigen, ein anderes Bild zu verwenden!
Bei diesem Bild wurde korrekt gescannt: Die Sau ist unscharf, flach und die Farben sehen grausam aus. So kennen führende Kräfte aus Marketingabteilungen großer Firmen das Bildmaterial z. B. in PowerPoint Präsentationen. Die Tatsache, dass ein derartiger Scan innerhalb eines Printmediums schlecht ausschaut, spielt keine Rolle.
2. Richtige Bildbearbeitung:
Da in den meisten Marketingabteilungen großer Firmen oder Konzerne BWL-studierte Schnösel sitzen, die meinen, sich gegenüber ihren Vorgesetzten profilieren zu müssen, ist es für einen Grafiker ratsam, solchen Marketingloosern eine geeignete Angriffsfläche zu bieten; z. B. in Form von unsauberen Bildern:
Wichtig ist vor allem, dass der Kunde Dinge bemängeln kann, die relativ schnell zu retuschieren sind. Ein Haar und ein paar Staubflusen wirken oft Wunder! Der in seiner Abteilung verantwortliche Marketingmensch kann den Korrekturstift ansetzen und hat somit bewiesen, dass er "wichtig" ist. Diese Vorgehensweise entspannt des Verhältnis des Grafikdesigners zum Kunden ungemein.
3. Gestaltungsrichtlinien:
Wichtig: Der Kunde ist prinzipiell kreativer als der Grafiker selbst! Dass das nicht stimmt, wissen wir alle, aber die Auftraggeber der meisten Kreativjobs haben die Weisheit mit Löffeln gefressen, und das muss man sie natürlich spüren lassen!
Im Allgemeinen reicht es aus, einen offensichtlich schlechten Vorschlag abzuliefern, um die kreative Seele eines Firmenchefs zu provozieren:
Bei der Korrektur sollte man natürlich auf die "Verbesserungsvorschläge" des Kunden eingehen, damit dieser dann glaubt, ein Logo etc. sei von ihm selbst. Mit dem Endergebnis wird er somit wesentlich zufriedener sein und lästige, weitere Korrekturläufe entfallen.
4. Text und Layout:
Um einen größeren Auftrag schnell und unkompliziert abwickeln zu können, sollte ein Grafiker diversen Kundenwünschen und Änderungen vorbeugen: Denn eine gravierende Textkorrektur kann ein komplettes Layout über den Haufen werfen. Man muss z. B. Headlines neu verteilen, die Spaltenbreite funktioniert nicht mehr, die eingebundenen Bilder passen nicht mehr in der Größe, und und und...
Ein guter Designer vermeidet derartige Ärgernisse folgendermaßen:
- in jedem Absatz mindestens ein Rechtschreibfehler (das lenkt vom eigentlichen Text und dessen inhaltliche Schlüssigkeit ab)
- arbeite bis zuletzt mit Platzhaltern, damit der Kunde nicht bemerkt, wie schlecht die Fotos zum Layout passen (im Zweifelsfall sagst du: "Aufgrund der hohen Datenmenge, ist es nicht möglich, das fertige Layout schon vor dem endgültigen Druckergebnis zu betrachten.")
- erarbeite möglichst viele Varianten des Layouts mit nur geringen Detailänderungen: das macht nicht viel Arbeit, verwirrt jedoch den Kunden dermaßen in seiner Entscheidungsfähigkeit, dass er irgenwann aufgibt und entnervt die Freigabe zum Druck gibt.
- lass dir bei sämtlichen Korrekturen viel Zeit! Das erweckt den Eindruck, dass diese sehr arbeitsintensiv sind und dementsprechend auch Kosten verursachen. Aus diesem Grund wird der Kunde von weiteren Änderungen absehen und mit deiner Arbeit zufrieden sein.
5. Prinzipiell gilt:
Man sollte als Grafiker mit drei Leistungsmerkmalen arbeiten, um CorelDraw verwöhnte Kundschaft auf den rechten Weg zu bringen:
Der Clou: Der Kunde bekommt nur jeweils zwei dieser drei Arbeitskritierien! Wenn er das nicht akzeptiert, muss er sich seinen Prospekt eben selber stricken (keine Angst: nach dem zweiten mißglückten Selbstversuch mit diversen Clipart-Sammlungen aus Billigst-10 € Software kommen sie alle wieder angekrochen.).
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