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KURZGESCHICHTE: REGENWASSER |
ljuba: 2005-12-03 |
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XXL-Version
So muss sich ein Samstag ohne Musik anfühlen.
Mein Bein ist eingeschlafen und ich habe wieder das Gefühl, dass alles falsch ist.
Die Hoffnung klebt an einem Kaugummifaden, der von ihren Finger auseinander gezogen wird und reißt.
So muss sich ein Samstag ohne Musik anfühlen.
Ich bleibe im Bett liegen, denn wenn ich aufstehe, zwingt sie mich das Bett zu machen. Ich drehe ihr meinen Rücken zu, um ja nicht ihren Blick einzufangen. Denn wenn, ich würde sie mit meinen Worten erschlagen.
Ich stell mir vor, dass ich das würde.
Ich stell mir vor, dass jedes einzelne Wort von mir bei ihr einen tiefen Kratzer hinterlässt und jeder Vokal einen blauen Fleck.
So etwas nenn ich wirksame verbale Vergewaltigung.
Ich will ein riesengroßer Kaktus sein, mit hundert Stacheln. Wenn sie sich umdreht, dann umarme ich sie und verpasse ihr eine wundervolle Akupunktur.
Wie lange dauert es wohl, bis ich begreife, dass 'wollen' im Grunde nichts bringt?
Ich bin weder ein Sadist noch bin ich nachtragend. Morgen oder spätestens in ein paar Tagen wird das Alles vergessen sein. Aber so banal das auch sein mag, jetzt ist es ziemlich wichtig.
Sensibilität ist keine Stärke. Keinesfalls. Wenn ich meine Antennen sehen könnte, würde ich sie mir abschneiden. Ich würde sie mitsamt der Wurzel rausreißen und im Wald vergraben. Am besten unter einer Birke.
Die Tür fällt ins Schloss und ich sollte ihr sofort nachlaufen. Nackt, angezogen, vollkommen egal. Ich sollte über meine Schatten springen, ihr vors Auto laufen und im Regen brüllen, dass ich sie nicht verdient habe. Dass sie mich nicht verdient hast. Dass wir uns beide nicht verdient haben. Ich würde es solange wiederholen bis Regen in mich und durch mich fließt.
Ja, solange bis in meinen Venen Regenwasser fließt.
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