JAM: Juni 2004  
















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REPORTAGE: BOYS ARE BACK IN K-TOWN mohan: 2005-12-31

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Die "Pälzer Buwe" Spermirds gaben sich wieder die Ehre bei einem Heimspiel in der Kammgarn in Kaiserslautern. Neben Tribute To Nothing und Headcrash heizten als Special Guests Die Walter Elf den Fans der deutschen Hardcorelegende kräftig ein.


Pfalz und Punk sind ja zwei Dinge, die man nicht unbedingt sofort miteinander verbindet. Und dennoch gibt es sie, Bunthaarige aus der Pfalz. Eine Punkband war die Walter Elf aus der FCK-Stadt, die ihrer Heimatstadt ein Lied gewidmet haben. Mittlerweile ist "Kaiserslautern" schon so etwas wie ein Klassiker. Die Walter Elf gab es von 1983-1991. Sie spielten melodiösen Punkrock und wurden aber auch schon mal in die Funpunkecke abgedrängt. Seit sich die Walter Elf aufgelöst hat, spielen sie ab und zu zusammen, nicht aber als nostalgische "schön-war-die-Zeit" Oldie Band, die nostalgisch verklärt die Vergangenheit wiederaufleben lässt. Am 30.12. war nun wieder eines jener seltenen Gastspiele in der Kammgarn in Kaiserslautern geplant. Doch leider war dieses Konzert schon ausverkauft (zwei Monate vorher). Das Spermbirds-Konzert war übrigens auch ausverkauft, nur hier habe ich mir rechtzeitig eine Karte gesichert. Sonst könnte ich diese Zeilen hier ja auch nicht schreiben.

Aber am Abend davor spielten sie als Special Guest bei einer weiteren Band aus Kaiserslautern, den Spermbirds. Sie sind eine der ersten Harcorebands aus Deutschland. Sie gründeten sich ebenfalls 1983 als nur wenige andere Bands diese Musikrichtung aus den USA spielten. Hier war also mal die "Punkprovinz" Trendsetter. Da die Spermbirds aber nicht nur knüppelharten Hardcore, sondern immer wieder auch mal ruhigere Lieder im Programm haben, gefällt mir ihre Musik sehr gut.

Damit hatte ich also zwei Gründe mal wieder nach Kaiserslautern in die Kammgarn zu fahren. Andererseits war es für mich auch ein Blick zurück, sah ich beide Gruppen das letzte Mal vor 14 Jahren. Gut die Walter Elf hatte sich ja aufgelöst und ich hatte ihre danach raren Konzert meist verpennt. Nun habe ich es diesmal geschafft und ich freute mich auf das Heimspiel zweier legendärer pfälzer Gruppen. Das "Boys are back in K-Town" betitelte Konzert war wie schon erwähnt an zwei Tagen, am 29.12. standen die Spermbirds im Mittelpunkt, am 30.12. die Walter Elf. Als besonderes Extra wurde der Gig der Spermbirds für eine DVD mitgeschnitten. So kann ich mir diesen Abend später einmal auf einem Silberling noch mal Revue passieren lassen.

Als erste Band spielten "Mitarbeiter eines Atomkraftwerks", so zumindest wurden sie angekündigt. Tatsächlich traten die sechs Musiker in Schutzkleidung auf. Nach den ersten Takten war klar, dass es sich um die Walter Elf handelte. Sie spielten eine halbe Stunde nur Lieder, in denen ein Vorname vorkam bzw. es sich um Fußball drehte. Für mich war das ein Blick zurück in meine Vergangenheit. Doch hier spielte keine abgehalfterte Oldie Band, die die "guten alten Zeiten" aufwärmte. Nein die Walter Elf rockte ordentlich ab und wurde von den anwesenden Fans frenetisch gefeiert. Man kann auch noch mit 40 eine ordentliche Punkrockshow abliefern. Der schon erwähnte Song "Kaiserslautern" schloss als schnellste Nummer das Spezialkonzert ab, damit der Übergang zu den anchfolgenden Bands nicht ganz so krass ausfällt. Doch die anwesenden Fans ließen die Band nicht so einfach gehen und leierten ihnen noch zwei Zugaben aus der Rippe.

Danach kam das eigentliche Konzert. Tribute To Nothing aus London spielten energiegeladenen Punk. Die vier Musiker legten eine dynamische Bühnenshow hin. Da wurden die Instrumente herumgewirbelt, die Musiker liefen ständig über die Bühne, es wurde eben eine richtige Show geboten. Obwohl es jetzt nicht so ganz meine Musikrichtung war, konnten mich Tribute To Nothing auf alle Fälle live überzeugen. Danach betraten Headcrash die Bühne, die sich auch schon aufgelöst haben. Sie spielten extra im Vorprogramm der Spermbirds noch einmal zusammen. Musikalisch lässt sich die Gruppe aus Kaiserslautern in die Industrial-Ecke einordnen. Sie gehörten zu den ersten, die Elektrobeats und Hardcore vermischten. So erinnerten mich ihre Lieder erinnerten an Atari Teenage Riot oder Ministry. Dies war nun überhaupt nicht mein Geschmack. Dennoch wussten Headcrash mich zumindest live zu überzeugen. Sie boten eine energiegeladene Show. Der Sänger ging gut ab.

Nun war es endlich soweit, die Hardcorelegende Spermbirds traten zu ihren Heimspiel auf. Und was soll ich sagen? Es war ein druckvolles Konzert mit einem überzeugenden Lee Hollis. Der Amerikaner war ständig in Bewegung und bewies, dass er immer noch gut bei Stimme ist. Doch auch der Rest der Band lieferte eine überragende Show. Gitarrist Roger Ingenthron sprang einige Male von der Bühne ins Publikum. Während er von den Fans sozusagen "auf Händen herumgereicht" wurde, spielte er weiterhin Gitarre. Auch Lee Hollis beteiligte sich am Stagediving. Da standen keine Superstars auf der Bühne, die sich auf ihrem Legendenstatus ausruhen. Nein hier standen einfach fünf Musiker, Menschen wie du und ich, auf der Bühne. Sie sind nicht abgehoben, auch wenn sie als Hardcorelegende in der Szene einen Kultstatus genießen.

Die Spermbirds spielten einen Querschnitt aus ihrem Werk, angefangen von Klassikern wie "My God rides a skateboard" oder "Nothing is easy" oder "You're not a punk" bis hin zu neueren Liedern ihrer aktuellen Platte. Auch Lieder ihrer beiden Platten, bei denen damals nicht Lee Hollis gesungen hatte, wurden zum Besten gegeben. Das Publikum feierte die Band richtig ab. Vor der Bühne tanzten die Leute Pogo und von der Bühne sprangen ständig Stagediver ins Publikum. Die Fans schafften es doch tatsächlich nach der letzten Zugabe "Try again" die Spermbirds noch zu einer dritten Zugabe zu bewegen. Mit dem Lied "Get on the stage" verließen sie aber dann endgültig die Bühne und ließen ein restlos begeistertes Publikum zurück.


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