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BUCHTIPP: DER KONTRABASS |
allotium: 2003-08-01 |
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XXL-Version
Einstündige (oder hundertseitige) Monologe scheinen langweilig zu sein... Dieser nicht: Ein einsamer, trauriger Kontrabassist erzählt uns über das Leben als ein (zu Unrecht) nicht beachteter Musiker in der hintersten Reihen des Orchesters. Ein Buch und Theaterstück von Patrick Süskind.
Ein im Orchester nicht beachtetes Instrument? Der Kontrabass. Ein Außenseiter und Einzelgänger. Ebenso sein Spieler, welcher einen Monolog hält.
In diesem erzählt er über die Rolle des Kontrabasses im Orchester, dass er im Grunde genommen das Fundament für alle anderen Instrumente ist. "Wie stünde unser Konzertmeister da, wenn er zugeben müsste, dass er ohne den Bass dastünde wie der Kaiser ohne Kleider".
Es geht weiter über sein Liebesleben, bzw. seine Phantasien. Die Schuld an allem gibt er dem Bass. Wie Goethe, Mozart und Schubert wirklich waren versucht er uns auch klarzumachen. Und immer wieder merkt der Leser wie einsam, traurig der Kontrabassist eigentlich ist.
Die Höhepunkte enden in Wutausbrüchen und Rumgeschreie des namenlosen Bassisten.
Nach dem Parfum - ebenfalls von Süskind – geht man mit einer gewissen Erwartung an seine anderen Werke. Diese Erwartung wird hoffnungslos zerstört, denn man findet hier etwas vollkommen anderes. So ist es eine nur mittelmäßige - keine Literatur - Sprache, und auch der Stil Es ist eben ein Theaterstück.
Und dennoch, oder gerade deshalb, verdeutlicht sich das Bild des einsamen Bassisten. Der Leser kann so mitfühlend, mittrauernd, wütend oder belächelnd zugleich dieses Werk lesen.
Süskinds "Kontrabaß" umfasst zwar nur knappe 100 Seiten (groß geschrieben!) was jedoch nichts an der Qualität mindert. So war es auch in den letzten Jahren das meistgespielte Stück auf deutschsprachigen Bühnen und wurde in 21 Sprachen übersetzt.
Ich las es in etwa zwei Stunden flüssig durch. Dadurch, dass ich vorher das Parfum las, war ich zu Beginn etwas enttäuscht. Doch dies verfliegt, wenn man sich auf das Buch einlassen möchte und so mit dem Bassisten fühlen und "leben" kann. Und dazu gehört natürlich auch eine nicht-literarische Sprache und ein dazu passender Schreibstil.
Der Kontrabaß als Theaterstück wird an vielen deutschen Bühnen aufgeführt.
Autor: Patrick Süskind
Im Verlag Diogenes erschienen, für 7,90 Euro.
112 Seiten.
Gastartikel von unserem Partnermagazin "net-thinkers" www.net-thinkers.de
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