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ORIENTIERUNGSLOS? - DER FREIEBÜRGER |
s. funk: 2000-03-17 |
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Der FREIeBÜRGER
Ortstermin in Freiburg. Ja, diese Stadt ist wirklich nice und es gibt
einiges zu sehen. Jeder kennt wohl das Münster und die kleinen Kanäle,
die sich durch die Innenstadt schlängeln. Die Menschen, die man hier auf
der Straße trifft, sind entweder Studenten, Touristen oder badisches
Urgestein. Halt! Jetzt hätte ich fast eine Gruppe vergessen, die genauso
zu dieser Stadt gehört, wie die Fans zum SC. Auch in Freiburg gibt es
viele Menschen, die auf der Straße leben. Ihr oberstes Gebot: Freiheit.
Sie wollen sich nicht dem Alltagstrott unterwerfen, wollen keine
"Normalos" sein. Nicht alle aber haben sich dieses Leben unter freiem
Himmel freiwillig ausgesucht. Viele sind auch einfach so da
hineingerutscht. Oft ist Arbeitslosigkeit im Spiel.
Wenn man diese Leute im Sommer auf dem Augustinerplatz (einer beliebten
Location bei schönem Wetter) sitzen sieht, könnte man denken: cooles
Leben. Einfach so rumhängen, das machen, auf was man gerade Bock hat.
Sich nicht um morgen kümmern, sondern das Jetzt genießen.
Aber das Leben auf der Straße ist hart. Alkohol ist ein großes Problem.
Viele sind abhängig und im Rausch kommt es manchmal vor, dass der Freund
zum Feind wird. Klauen oder die anderen bescheißen, Auseinandersetzungen
und Schlägereien sind dann keine Seltenheit. Im Winter wird es im
Schwarzwald saukalt. An mach kaltem Morgen kann es auch mal sein, dass
einer nicht mehr aufwacht, d.h. erfroren ist. Im Winter haben deshalb die
Aufwärmstuben immer volles Haus. Da kann man sich wenigstes eine warme
Mahlzeit abholen und mit ein paar Leuten quatschen. Oder man pennt eine
Nacht dort, wenn die Kälte unerträglich wird.
Von der Straße wegzukommen, ist nicht einfach. Viele wollen aber auch gar
kein "normales" Leben (Anm. d. Autors: was ist schon normal?) mehr
führen. Wer sich jedoch wieder eine "normale" Existenz aufbauen will,
findet in Freiburg viele verschiedene Anlaufstellen.
Ich möchte ein Projekt vorstellen, dass jedem Besucher Freiburgs
auffallen wird. Wenn man die Kaiser-Joseph-Straße (Stadtmitte und
Einkaufsstraße) entlangschlendert, wird man einige Leute treffen, die den
"FREIeBÜRGER" verkaufen. Der "FREIeBÜRGER" ist Freiburgs Straßenzeitung.
Gemacht und verkauft wird sie von Leuten, die auf der Straße lebten bzw.
leben. Sie erscheint alle zwei Monate und kostet 2 Mark, wobei eine Mark
an den Verkäufer geht. Im "FREIeBÜRGER" geht es hauptsächlich um das
Leben auf der Straße und um die Stadt Freiburg. Aber es gibt auch
Beiträge zu kulturellen und sozialpolitischen Themen. Natürlich kommt
auch der Humor nicht zu kurz. Die Zeitung ist auf jeden Fall ihr Geld
wert. Es ist wirklich eine klasse Sache, dass sich Leute ohne
fachspezifische Ausbildung zusammentun, und sich reinhängen. Und dass
dabei noch so eine gelungene Zeitung entsteht, ist wirklich ein dickes
Lob wert!
Also, wenn ihr zufällig mal in Freiburg seit, dann investiert euer Geld
nicht in die BILD-Zeitung, sondern in den "FREIeBÜRGER". Warum? Nicht
fragen - kaufen!
S. Funk
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